Kategorien: European Cloud Cloud Sovereignity

Digitale Souveränität gewinnt zunehmend an Bedeutung. Laut Gartner werden bis Ende 2025 30 % der multinationalen Unternehmen Umsatzverluste, Reputationsschäden oder rechtliche Konsequenzen erleiden, wenn sie die Risiken im Bereich der digitalen Souveränität nicht aktiv managen (Quelle: Gartner – Build a Sovereign Cloud Strategy). Dieses Szenario zeigt deutlich, dass Cloud-Souveränität schon heute auf die strategische Agenda gehört.

Was bedeutet Cloud-Souveränität? 

Die meisten Geschäftsprozesse und Daten laufen heute über Cloud-Plattformen, selbst im Bereich kritischer Anwendungen. Gleichzeitig verschärfen Staaten und internationale Organisationen ihre Vorschriften. Sie legen fest, wo Daten gespeichert werden dürfen, wie sie verarbeitet werden müssen und wer Zugriff erhalten darf. Ziel ist es, sensible und strategische Informationen vor externen Einflüssen zu schützen. 

Die Schwierigkeit besteht darin, dass die Cloud keine Grenzen kennt. Während Daten über Kontinente hinweg wandern, sind Regulierungen an nationale Gesetze gebunden. Genau hier setzt Cloud-Souveränität an. Sie stellt sicher, dass Daten, Anwendungen und Workloads stets unter voller Kontrolle des Unternehmens bleiben - frei von Zugriffen oder Einflüssen fremder Gerichtsbarkeiten. 

Doch die Umsetzung ist komplex. Für Provider bedeutet sie einen enormen Aufwand, da sie technische, rechtliche und operative Anforderungen gleichzeitig erfüllen müssen.

Die Herausforderungen der Cloud-Souveränität 

Mit dem zunehmenden regulatorischen Druck, insbesondere in der EU, steigt auch das Interesse an souveränen Cloud-Lösungen. Hyperscaler bieten spezielle Lösungen, während lokale Provider mit geografischer Nähe, Kenntnis der Vorschriften und Unabhängigkeit von außereuropäischen Einflüssen überzeugen. 

Eine theoretische Lösung wäre es, alle Daten in die eigenen Rechenzentren zurückzuholen.  In der Praxis verzichten jedoch nur wenige Unternehmen auf die Skalierbarkeit, Agilität und Innovationskraft der Cloud. Deshalb bieten Provider spezielle Lösungen, die drei zentrale Herausforderungen gezielt adressieren. 

  • Compliance-Anforderungen variieren je nach Branche, Unternehmensgröße und geografischem Standort.
  • Die Definition von Souveränität ist nicht einheitlich. Einige Provider setzen auf physische Datenlokalisierung, andere auf operative Isolation.
  • Regulierungen ändern sich ständig. Eine langfristige Strategie ist notwendig, kurzfristige Lösungen reichen nicht aus. 

Die drei Säulen einer souveränen Cloud-Strategie 

Eine erfolgreiche Strategie basiert auf drei Kernbereichen: Daten, Prozesse und Technologie. 

  1. Datensouveränität

Daten müssen dort bleiben, wo sie rechtlich hingehören. Provider verpflichten sich, sie innerhalb der EU oder eines einzelnen Landes zu speichern und zu verarbeiten. Unternehmen behalten zudem die Kontrolle über Zugriff und Verschlüsselungsschlüssel durch Identity- und Access-Management-Systeme (IAM) und Security-Tools. So haben nur autorisierte Personen Zugriff auf sensible Daten. 

  1. Operative Souveränität

Auch wenn Prozesse in der Cloud laufen, darf die Steuerung nicht verloren gehen. Unternehmen benötigen: 

  • volle Transparenz durch Dashboards, Monitoring und Logging,
  • Datenportabilität durch offene Standards,
  • geografische Flexibilität mit Multi-Region-Optionen,
  • klare Service-Level-Agreements mit definierten Vertragsstrafen. 

Wichtig ist außerdem, wo das Personal arbeitet. Die Daten können in Europa liegen, werden aber möglicherweise von Teams außerhalb der EU verwaltet. Provider, die vollständig innerhalb einer Gerichtsbarkeit arbeiten, reduzieren solche Compliance-Risiken. 

  1. Technologische Souveränität

Ziel ist die Unabhängigkeit vom Provider. Offene Standards und Open-Source-Technologien ermöglichen eine flexible Nutzung von Anwendungen und Workloads. Sie lassen sich im eigenen Rechenzentrum, in Multi-Cloud-Umgebungen oder bei anderen Anbietern betreiben. Technologische Souveränität ermöglicht die konkrete Portabilität und Replikation von Workloads. Unternehmen können jederzeit migrieren, replizieren oder Workloads neu verteilen und bleiben so wirklich unabhängig. 

Checkliste für eine souveräne Cloud-Strategie

Daten

  • Lokale vs. globale Compliance
  • Stand- und Speicherort
  • Zugriff und Verschlüsselung
  • Datenschutzrichtlinien
  • Datentypen 

Prozesse

  • Lokales vs. Remote-Personal
  • Monitoring und Nachvollziehbarkeit
  • Transparenz der Abläufe
  • Kontrollmechanismen 

Technologie

  • Lokale vs. Remote-Services
  • Physische Isolation
  • Technologische Unabhängigkeit
  • Offene Standards und Open-Source
  • Resilienz in kritischen Szenarien 

Quelle: Gartner – Build a Sovereign Cloud Strategy 

Cloud-Souveränität ist kein rein technisches Thema. Sie ist strategisch entscheidend. Unternehmen, die Daten-, Prozess- und Technologiesouveränität gleichermaßen berücksichtigen, sichern nicht nur die Compliance, sondern auch ihre Wettbewerbsfähigkeit, Innovationskraft und operative Stabilität.